Donnerstag, 14. Dezember 2006

Was brachte die A 20? – Dossier über Autobahneffekte

Ein Jahr nach Eröffnung der A 20 untersucht die Wochenzeitung DIE ZEIT in ihrer neuesten Ausgabe in einem umfangreichen Dossier die Effekte dieser 320 Kilometer langen Autobahn von Lübeck bis kurz vor Stettin. Nach Angaben des Dachverbands der Bürgerinitiativen gegen die geplante A 39 zwischen Lüneburg und Wolfsburg bestätigt auch diese Reportage die Ergebnisse zahlreicher Studien, wonach die Autobahnbauten der letzten Jahrzehnte keine nennenswerten Effekte mehr für Regionen und Arbeitsplätze erbrachten.

Laut ZEIT-Dossier hat der Bund fast zwei Milliarden Euro für die A 20 ausgegeben, für eine Trasse mit „massivem Eingriff in die Landschaft“ und in Flusstalmoore mit einzigartigen Tieren, mit nur acht Wildbrücken auf den 320 Kilometern („Augenwischerei“). Anwohner beklagen sich über unerträglichen Lärm und Sichtbehinderungen und über ihren vergeblichen Kampf gegen den Brüllbeton. Vor allem im Osten berichtet die Reportage dagegen von wenig oder fast gar keinem Verkehr auf der A 20, während die „Ostseewelle“ weiterhin zahlreiche Staus auf den Bundestrassen meldet.
Hat die A 20 dann wenigstens „Wohlstand und Arbeit“ gebracht“, wie vorher versprochen? ZEIT-Redakteur Roland Kirbach hat in den allermeisten Gewerbegebieten an der A 20 vergeblich nachgeschaut: In Upahl arbeiten 43 Leute in einem Lackier- und Karosseriezentrum, das aber vor allem wegen der Fördermittel hierher kam statt nach Hamburg. Auch die Hansano-Molkerei wechselte wegen der Investitionshilfen von Lübeck nach Mecklenburg, ebenso die Großbäckerei Kamps. In Wismar führt die sozialdemokratische Bürgermeisterin immerhin die Ansiedlung von vier holzverarbeitenden Unternehmen auf die A 20 zurück.

Ein Dachdecker pendelt über die A 20 zur Arbeit nach Holland, seine beiden Söhne ebenfalls, nachdem sie bei Grimmen ihre Arbeitsplätze aufgegeben hatten. Der CDU-Bürgermeister von Grimmen will sich dieser „Sogwirkung der A 20“ entgegenstellen – aber das 200 Hektar große Gewerbegebiet wartet vergeblich auf Industrieansiedlung und wird stattdessen weiter landwirtschaftlich genutzt. Die Parkplätze bevölkern vorwiegend polnische LKW-Fahrer, „ihre Laster tragen polnische Kennzeichen aber die Aufschriften deutscher Speditionen“. Die Landwirte der Region am Kreuz Uckermark haben ihre Flächen verkauft, zu geringen Landpreisen zwischen 72 Pfennig und 1,08 Mark pro Quadratmeter, die Bauernhäuser sind zum Teil an wohlhabende Berliner verkauft, die über die A 11 (nicht über die A 20) hierher pendeln.

Die Gegner der A 39 maßen sich nach eigener Aussage kein endgültiges Urteil über die A 20 an, sie sehen sich aber durch dieses ZEIT-Dossier abermals in ihrer Einschätzung bestätigt, dass die gerade die A 39 für die Region und die Volkswirtschaft unwirtschaftlich sei. „Statt der Autobahngläubigkeit mancher Politiker brauchen wir eine objektive und sachbezogene Untersuchung über die Effekte einer möglichen A 39 und von alternativen Verkehrskonzepten“, fordert Pressesprecher Eckehard Niemann, „diese Milliarde sollte nicht für ein Prestigeobjekt verpulvert, sondern in regionaldienliche Projekte investiert werden!“ Es sei höchste Zeit, dass manche A 39-Befürworter solche Fakten wie die im ZEIT-Dossier zur Kenntnis nähmen...

Verantwortlich und Ansprechpartner als
Pressesprecher des Dachverbands der Bürgerinitiativen gegen die A 39:
Eckehard Niemann
Varendorfer Str. 24
29553 Bienenbüttel