Donnerstag, 4. März 2010

Absurdes Theater

„Also, ich bin ja für Weihnachten, aber nur, wenn Weihnachten und Neujahr auf einen Tag gelegt werden und der Weihnachtsmann gelbe Ostereier legt!“

Leserbrief von Dr. Uwe Krieg zur Sitzung des Stadtrates Bad Bevensens am 4. März 2010: „Das wäre der Stoff für ein absurdes Theaterstück. In solch eine Aufführung fühlte ich mich als Zuhörer bei der gestrigen Stadtratssitzung in Bad Bevensen versetzt, als es um eine Stellungnahme zum Bau der A 39 ging. Man war mehrheitlich dafür und bediente zur Begründung die alten abgedroschenen Klischees von Arbeitsplätzen, Zunahme des Fremdenverkehrs usw. und vergaß auch nicht, auf die unzulängliche Verkehrsverbindung hinzuweisen, die die B 4 darstellt. Und dann kam das große Aber, unter welchen Bedingungen die Zustimmung hinfällig ist: die vorgesehene Trasse darf es nicht sein. Nachdem die früher geäußerte Forderung, die Trasse westlich der B 4 verlaufen zu lassen, längst Makulatur ist, soll sie nun weiter nach Osten verschoben werden, je weiter, desto besser (denn da stört sie kaum noch jemanden!). Ja, und bitte sehr, die A 39 darf nicht in Abschnitten geplant werden. Wenn ein solcher in Höhe Bad Bevensens endet, würde ja der ganze Baustellenverkehr durch die Kurstadt rollen und die Kurgäste aufschrecken und vielleicht fern halten. Man klopfte sich angesichts dieses genialen Einfalls gegenseitig auf die Schulter und hob den Arm zur Zustimmung. Halt, nicht alle folgten der Fraktionsdisziplin (feiner Unterschied: man hatte keinen Fraktionszwang ausüben wollen). Aus den großen Fraktionen gab es eine Gegenstimme und eine Enthaltung (zwei Ratsherren verließen vorher die Abstimmung). Herrn Richters Plädoyer gegen eine Autobahn ist nichts mehr hinzuzufügen, es sei denn die Verwunderung darüber, dass nicht mehr unserer Vertreter seinen Einsichten folgen konnten. (Man fühlt sich offenbar an Parteitagsbeschlüsse gebunden – s.o. meine Bemerkung zu „Disziplin“ und „Zwang“.) Auch Herrn Fellers klare Ausführungen ließen nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig, als er vor einer Zustimmung des Rates warnte.

So, nun hat der Rat also das Ei des Kolumbus gelegt und hofft wohl insgeheim, es nie ausbrüten zu müssen. Alle Vorbehaltsklauseln können, da sind sich wohl alle einig, nur in der Schublade verbleiben, wenn die A 39 nicht gebaut wird (und dafür stehen die Chancen nicht schlecht!) Aber auch da wird es ein böses Erwachen geben. Verkehrspolitisch steht man dann mit leeren Händen auf einer nach wie vor verstopften B 4, weil man eine 2+1-Lösung für diese Bundesstraße nicht einmal in Betracht ziehen wollte. Sollte eines Tages, vielleicht in zehn oder 15 Jahren, aber doch das Geld für einen Autobahnbau verschleudert werden, dann braucht wohl kaum ein Mitglied des heutigen Rates zu erröten, da man es getrost den Nachfolgern überlassen kann, den Beschluss „von damals“ als Makulatur zu erklären.“ Quelle: Dr. Uwe Krieg, Masbrock