Donnerstag, 27. Mai 2010

Weiterarbeit in neuem Rahmen

Auf eigenen Wunsch hin scheidet Eckehard Niemann aus dem Amt des Pressesprechers des Dachverbands der A 39-Gegner aus.

Hier­mit ge­be ich be­kannt, dass ich mei­ne lang­jäh­ri­ge und mei­ner Mei­nung nach recht er­folg­rei­che Tä­tig­keit als Pres­se­spre­cher des Dach­ver­bands der Bür­ger­in­itia­ti­ven ge­gen die ge­plan­te A 39 auf ab­seh­ba­re Zeit nicht mehr aus­üben und statt­des­sen ef­fek­tiv an an­de­rer Stel­le in­ner­halb des Dach­ver­ban­des wei­ter­ar­bei­ten wer­de. Dies fällt mir um­so leich­ter, als ein gro­ßer Teil der Ar­beit zur Ver­hin­de­rung die­ser Po­lit-​ und Non­sens-​Au­to­bahn von uns be­reits ge­leis­tet ist und ein Er­folg deut­lich ab­seh­bar scheint.
Trotz zahl­rei­cher Bit­ten aus den Rei­hen der Bür­ger­in­itia­ti­ven, die­sen Schritt nicht zu tun, se­he ich der­zeit kei­ne Mög­lich­keit mehr, mit ei­ni­gen Mit­glie­dern aus der Re­dak­ti­on der Uel­ze­ner „All­ge­mei­nen Zei­tung“ sach­lich und fair zu­sam­men­zu­ar­bei­ten. Dies ist aber ei­ne Vor­aus­set­zung für die ef­fek­ti­ve Ar­beit ei­nes Pres­se­spre­chers. Auch sind mir mei­ne Wür­de und die Un­ver­sehrt­heit des An­se­hens mei­ner Fa­mi­lie wich­tig. Des­halb kann ich auch nicht den Durch­hal­te-​For­de­run­gen und Rat­schlä­gen all je­ner fol­gen, die von ei­ner „po­li­ti­schen Schmutz­kam­pa­gne, die ei­gent­lich auf die Bür­ger­in­itia­ti­ven zielt“ spre­chen.

Ich will nicht dar­über mut­ma­ßen, ob durch die zen­tra­le Her­aus­stel­lung der Be­haup­tung, ich sei „im Vi­sier des Staats­schut­zes“, be­wusst Zwei­fel an mei­ner Hal­tung zu un­se­rer Ver­fas­sung as­so­zi­iert wer­den sol­len. Ich re­gis­trie­re aber mit Sor­ge, dass der po­li­ti­sche Hin­ter­grund mei­ner Spray-​Ak­ti­on, näm­lich der Ein­satz ge­gen ein „Hap­py-​See­bohm-​Stra­ßen­fest“ ge­ra­de wäh­rend der lau­fen­den Dis­kus­si­on über die Rol­le die­ses Na­men-​Ge­bers bei der NS-​An­eig­nung jü­di­schen Ei­gen­tums, mit vor­der­grün­di­ger „Sau­ber­manns“-​Po­le­mik über an­geb­li­che „Schmie­re­rei­en“ und „Nar­ren­hän­de“ her­ab­ge­min­dert wer­den soll. Auch dar­über, was mei­nem „Ni­veau“ ent­spricht, ent­schei­de ich lie­ber sel­ber.

Ich se­he mei­ne be­grenz­te Re­gel­ver­let­zung als Teil zi­vi­len und bür­ger­recht­li­chen Un­ge­hor­sams, die ich aus­nahms­wei­se in Kauf ge­nom­men ha­be, um ge­gen die un­wür­di­ge Ver­harm­lo­sung na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Un­rechts ein Si­gnal zu set­zen. Dies ist straf-​ und zi­vil­recht­lich zwei­fels­oh­ne ei­ne „Sach­be­schä­di­gung“ (üb­ri­gens ganz be­wusst nicht an „pri­va­ten Flä­chen“). Ich über­neh­me de­ren Fol­gen (u. a. ei­ne fri­sche und hüb­sche­re Be­ma­lung der Tra­fo-​Häus­chen). Aber selbst in den Rei­hen der Po­li­zei scheint es ei­ne Ver­wun­de­rung über die Be­richt­er­stat­tung der AZ über die­sen re­la­tiv ge­ring­fü­gi­gen An­lass zu ge­ben.

Ich ha­be dar­über hin­aus seit län­ge­rer Zeit ge­ne­rell mit zu­neh­men­der Sor­ge ver­folgt, wel­chen zwei­fel­haf­ten Ein­fluss Bou­le­vard­jour­na­lis­ten und Lo­kal­zei­tun­gen auf die öf­f­ent­li­che Wil­lens­bil­dung neh­men kön­nen, wenn sie in ei­nem Land­kreis mo­no­po­lis­tisch oder markt­do­mi­nant prä­sent und sich ih­rer Ver­ant­wor­tung nicht be­wusst sind. Dem kann nur ei­ne brei­te und le­ben­di­ge Öf­f­ent­lich­keits­ar­beit ent­ge­gen­ge­setzt wer­den. Mein der­zei­ti­ger Rück­zug aus dem Amt des Pres­se­spre­chers wird es mir ver­mut­lich er­mög­li­chen, der­ar­ti­ge Miss­stän­de in der Pres­se­land­schaft noch we­sent­lich deut­li­cher und wir­kungs­vol­ler zu be­nen­nen.

Ich be­dan­ke für mich die au­ßer­or­dent­lich brei­te So­li­da­ri­tät und auch für die Spen­den vie­ler Men­schen und freue mich über die an­ge­sto­ße­ne leb­haf­te Dis­kus­si­on über die Uel­ze­ner Na­zi-​Na­men-​Stra­ßen. Ich for­de­re die Ver­tre­ter der Stadt Uel­zen auf, end­lich ih­rer Ver­ant­wor­tung ge­recht zu wer­den, wie es Cel­le und an­de­re Städ­te be­spiel­haft vor­ge­macht ha­ben. Ich wün­sche den Teil­neh­mern am Stra­ßen­fest gu­tes Wet­ter und die Ein­sicht, dass das Fei­ern in Stra­ßen oh­ne Na­zi­na­men noch „hap­py­er“ sein könn­te. Quelle: Dachverband KEINE! A39