Mittwoch, 19. Januar 2011

Es gibt Alternativen

Mit großem Interesse verfolt Norbert Niebuhr seit Jahren die Diskussion um die A 39. Jetzt ist von einer überparteilichen Zusammenarbeit, die die Realisierung des fragwürdigen Projektes gewährleisten soll, die Rede. Ein Leserbrief.

Stuttgart 21 läßt schön grüßen - wenn nicht auf dem normalen Weg, dann setzen wir das eben mit geballter politischer Macht um. Hat eigentlich einmal jemand deutsche Autobahnen befahren, die auf der Langstrecke sogenannte Ballungszentren verbinden - und nicht durch bereits stark industialsierte Gegenden führen!? Hier wurden mit ähnlichen Argumenten Flächen versiegelt und die blühenden Landschaften blieben aus; denn, "globale" Industrie denkt anders. Es wäre ja wohl auch zu einfach, eine Autobahn zu bauen, um Regionen zu industialisieren; dann wäre das auf der ganzen Welt möglich und wir würden in Arbeitsplätzen und Geld nur so schwimmen.
Ich frage mich, ob das ein richtiger Ansatz sein kann und darf, oder ob hier nicht das Pferd von hinten aufgezäumt wird und der Bock gar nicht will!? Macht es sich Politik da nicht ein wenig zu einfach!? Wie verblendet muss man eigentich sein in einer Welt, die zunehmend Rohstoffprobleme, Umweltprobleme und soziale Probleme hat, eine Autobahn als Allheilmittel zu favorisieren!? Haben die Herren Reese und Lukat nach all ihren Flopps der letzten Jahre noch nicht gelernt, dass man die Rechnung nicht ohne den Wirt machen sollte!?
Die Region verfügt nach meinem Kenntnisstand über funktionierende Verkehrswege, deren sach- und fachgerechter Ausbau einen Bruchteil kosten würde und die bei Bedarf problemlos zurückgebaut werden könnten - und nicht - wie eine Autobahn Unsummen in der Instandhaltung verschlingen.
Warum Rückbau!? Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass unser Individualverkehr in 2025 - bis dahin dürfte die Autobahn möglicherweise fertiggestellt sein - völlig anders aussieht, als heute und ein gut ausgebautes regionales Straßennetz den Verkehr problemlos wieder aufnimmt.
Ebenso bin ich davon überzeugt, dass Warenflüsse anders bewältigt werden müssen (werden). Es kann nicht funktionieren, dass „Großindustrie“ in ihrem „just in time“ Wahn Lagerflächen auf die Autobahn verlagern und der Bürger die Zeche zahlt. Er wird bald nicht mehr das Geld für solchen Wahnsinn aufbringen können!
Ich erwarte von der Politik, dass sie das Wort „Nachhaltigkeit“ nicht nur immer quält, sondern auch lebt und bei derartigen Großprojekten über den Tellerrand persönlicher Eitelkeiten hinausschaut. Es gibt solche Politiker auch in der Region Uelzen! Wähler, schau bei der nächsten Wahl genau hin!
Was wäre Kritik ohne eine eigene Phantasie!? Ich wohne im Rhein-Main Gebiet; edelst ausgestattet mit Autobahnen. Ich benötige dennoch bereits heute bis zu zwei Stunden für 50 km (pro Weg). Nimmt man beispielsweise Uelzen, so sind VORHANDENE industrielle Ballungsregionen - und damit Arbeitsplätze - in dieser Zeit zu Hauf mit der Bahn erreichbar. Hamburg, Hannover und Berlin beispielsweise.
Mein Credo lautet: Macht die Bahn fit für die Zukunft und nicht für Aktionäre. Reaktiviert öffentlichen Regionalverkehr und berücksichtigt dabei die Bedürfnisse der Bürger. Macht (vorhandene) Wasserwege fit für Warenflüsse! Das schont die Umweld, fossile Ressourcen und kostet den Bürger einen Bruchteil; der „return on invest“ kommt schneller als man denkt, während Autobahnen mit Maut den Verkehr lediglich auf die Bundesstrassen verlagert, für deren Ausbau und Instandhaltung dank Autobahnbau kein Geld mehr zur Verfügung steht.
Herr Reese, Herr Lukat, Herr Hilmer - es gibt Alternativen, für die es sich lohnt, sich stark zu machen; und auch das können (sinnvolle) Denkmäler sein. Quelle: Leserbrief von Orbert Niebuhr in der AZ