Donnerstag, 8. März 2012

Die A 39 kommt nicht!

Zu Beginn der Versammlung war die Ernüchterung durchaus zu spüren. "Macht es überhaupt noch Sinn, sich gegen die Autobahn zu wehren? Wäre es nicht besser, den politischen Weg zu beschreiten und beim Lärmschutz herauszuholen, was herauszuholen ist?", wollte ein Anwohner wissen - die BI Lüne-Moorfeld hatte zum Treffen eingeladen, zwei Tage nachdem in Berlin die Entscheidung zum Planungsbeginn für die A 39 im ersten Abschnitt zwischen Lüneburg-Nord, Landesstraße 216, bis zur Bundesstraße 216 gefallen war.

Doch Annette Niemann, Sprecherin des Dachverbandes der Bürgerinitiativen gegen die A 39, ließ Resignation gar nicht erst aufkommen. "Wir sind weiter fest davon überzeugt, dass wir die A 39 grundsätzlich verhindern können. Um die Trostpreise wie den Lärmschutz geht es jetzt nicht. Die können wir später immer noch verteilen", sagte sie - und motivierte die Bewohner des Stadtteils dazu, den Kampf nicht vorzeitig aufzugeben. Ein politischer Eiertanz sei die Planung dieser durch und durch überflüssigen Autobahn, meint der Dachverband. "Zuerst heißt es, wir fangen im Süden an. Dann wurde plötzlich die Zusage für die beiden letzten Planungsabschnitte sechs und sieben unter einem Vorwand zurückgezogen. Jetzt heißt es, wir fangen im Norden an. Das alles hat politische Gründe. Wir glauben, dass diese Bundesregierung die A 39 gar nicht will", sagte Niemann.

Und sie gar auch nicht braucht, wie die Autobahngegner glauben: Weder als Entlastung der A 7, noch für den Hinterlandverkehr des Hamburger Hafens. Denn wenn der neue Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven voll in Betrieb ist, wird die A 20 weitaus dringender und bedeutsamer als die A 39, für die ohnehin kein Geld da ist.

Das, was Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU) als "Meilenstein" verkaufen wolle - nämlich den Planungsbeginn zur A 39 - sei in Wirklichkeit eine Nebelkerze, meinen die Autobahngegner. Eine Reihe von Planungsfehlern gebe es außerdem im bisherigen Verfahren - so beispielsweise im Naturschutz, weil die derzeitige Trasse mitten durch ein FHH-Gebiet führt und den Bestand einer seltenen Vogelart gefährde. Oder bei den Kosten, die seit Planungsbeginn geradezu explodiert seien. Das Geld für sieben Planungsabschnitte habe man in Berlin derzeit gar nicht, meinte Anette Niemann. Sie empfahl dringend, sich dem Klagefonds der Autobahngegner anzuschließen. Dort habe man mit Rechtsanwalt Rüdiger Nebelsieck aus Hamburg für die anstehenden Verfahren bereits einen ausgewiesenen Experten engagiert.

Den Mitgliedern der BI Lüne-Moorfeld riet sie, noch einmal alle Kräfte für das Planfeststellungsverfahren einzusetzen. "Was dort an Einwänden nicht vorgetragen wird, spielt im Klageverfahren dann später auch keine Rolle mehr", sagte sie. Mit Hilfe verschiedener Arbeitsgruppen will die BI sich jetzt noch einmal alle relevanten Gegenargumente erarbeiten. Dass das offizielle Planfeststellungsverfahren im Norden der geplanten A 39 beginne, sei nicht nur negativ, meinte denn auch BI-Sprecher Jens-Peter Fiedler. "Hier oben ist viel Sachkenntnis, hier sind die Bürgerinitiativen stark", sagte er. Quelle: Hamburger Abendblatt