Freitag, 21. März 2014

Ein Schlag ins Gesicht der Landwirte

Der Dachverband „Keine A39“ hat kein Verständnis dafür, dass der Kreistag des Landkreises Uelzen sich ohne Not über Existenzsorgen von Landwirten hinwegsetzt.

Der Kreistag hatte Landrat Heiko Blume per Beschluss aufgefordert, sich beim Land Niedersachsen und der Bundesregierung für den Bau der A 39 einzusetzen. Mit diesem ideologisch geprägten Beschluss setzte sich der Landkreis über jene Regeln hinweg, die er sich selbst gegeben hatte: Der Landkreis wollte Beschlüsse nur zu solchen Themen fassen, deren Umsetzung und Ausgestaltung er selbst beeinflussen kann. Die A 39 ist aber eine Bundesangelegenheit.
Es ist mehr als bedauerlich, dass der Kreistag seine Energie für Symbolpolitik verschwendet, statt sich um die Belange der Bewohner des Landkreises zu kümmern, für die der Bau der A 39 gravierende Folgen hätte. Statt sich den konkreten Problemen seiner Bewohner zu widmen, fabuliert der Landkreistag lieber abstrakt vom möglichen Nutzen einer Autobahn für die Region. Da seriöse Verkehrswissenschaftler seit den 80er Jahren keinen belegbaren Zusammenhang von Wirtschaftswachstum und Neubau einer Autobahn ausmachen können, hat sich die IHK für 50 000 Euro in der Schweiz eine Argumentationshilfe fertigen lassen. Das Papier stellt selbst keine wissenschaftliche Untersuchung an, wurde aber trotzdem im Kreistag als Gutachten bezeichnet – wohl in der Hoffnung, dass es keiner liest.
Wer sich die Mühe macht, die Unterlagen des gültigen Bundesverkehrswegeplans zu studieren, wird zum einen feststellen, dass die geplante A 39 mit einem Nutzen-Kosten-Verhältnis von nur 1,9 zu den unwirtschaftlichsten Infrastrukturprojekten Deutschlands gehört. Darüber hinaus schadet sie unserer Region. Der Bundesverkehrswegeplan veranschlagt den regionalen Nutzen des Autobahnprojekts mit 2,7 Millionen Euro, die regionalen Kosten aber mit 25 Millionen. Denn durch die A 39 würde mehr Durchgangsverkehr in die Region gezogen.
Es wäre für die Bewohner entlang der geplanten Trasse wichtig, Ortsumgehungen zu bekommen. Nur diese können nachhaltig für Entlastung sorgen. Von einem Ausbau der B4 zu einer dreispurigen Straße mit wechselnden Überholstreifen und Ortsumgehungen würden Anwohner und Region profitieren, von der Autobahntrasse kaum. Doch es fehlt dem Kreistag der Mut, sich für diese sachgerechte Lösung, die derzeit in Niedersachsen und Berlin geprüft wird, einzusetzen.
Der Kreistag lässt sich mit seinem Beschluss vor den Karren der Autobahnbefürworter spannen. Weiß man, was die Bevölkerung wünschen würde? Eine Umfrage der „AZ“ aus dem Jahr 2011 kommt zu einem anderen Ergebnis als von den Autobahnbefürwortern immer behauptet. Damals haben von 1.300 Teilnehmern der Umfrage sich 81 Prozent gegen die Autobahn ausgesprochen. Für wen arbeitet der Kreistag eigentlich? Quelle: Dachverband KEINE! A39