Freitag, 14. November 2014

Quer durch die Botanik

Zum Leserbrief von Reinhard Meyer zu den Positionen von Landrat Dr. Heiko Blume und MdL Jörg Hillmer in Sachen Y-Trassen schreibt Margit Wulf aus Suderburg.
Recht hat Reinhard Meyer, der für die „Interessengemeinschaft Landverlust A 39“ auf die Doppelzüngigkeit von Dr. Blume und Jörg Hillmer hinweist, die den Neubau alternativer Y-Trassen strikt ablehnen, soweit sie durch den Landkreis Uelzen führen, weil neue Bahntrassen zusätzlichen Lärmterror mit sich bringen, zusätzlich zu dem, der heute bereits – trotz Lärmschutzwänden oder -wällen – von der Bestandsstrecke ausgeht und die Gesundheit der davon betroffenen Menschen erheblich beeinträchtigen kann.

Weiterhin verweisen Blume und Hillmer auf die Zerschneidung wertvoller Landschaft und den Flächenverbrauch zu Lasten der Landwirtschaft. Und zu Recht betonen beide: Als Erholungsareal für Einheimische und Touristen werden die Wald-, Heide- und Wiesengebiete rund um die Bahntrasse(n) unwiderruflich zerstört und die Lebensqualität der Menschen somit erheblich beeinträchtigt.

Es ist unseriös und kratzt an Glaubwürdigkeit und Aufrichtigkeit, mit sachlich richtigen Vernunftargumenten den Bau einer neuen Bahntrasse, alleine schon wegen des Flächenverbrauchs, durch weithin unberührte Natur sowie von der Landwirtschaft bewirtschafteten Wiesen und Äckern und entlang ökologisch wertvoller Flächen abzulehnen, aber für den Bau einer 100 Kilometer langen Autobahn diese Fakten und Argumente nicht gelten zu lassen, obgleich sie objektiv gegen den Bau einer A 39 ebenso, wenn nicht noch mehr, Gültigkeit haben.

Die Behauptung von Blume und Hillmer, dass die A 39 – im Gegensatz zu Hochgeschwindigkeitstrassen der Bahn – für unseren Landkreis einen volkswirtschaftlichen Nutzen mit sich bringt (angeblich neue Firmenansiedlungen, neue Arbeitsplätze), und deshalb lasse sich eine neue Autobahn nicht mit einer „quer durch die Botanik“ neuen Bahntrasse oder mit einem Ausbau der Bestandsstrecke der DB vergleichen, ist seriös durch nichts belegt. Das Gegenteil von Blumes und Hillmers Fantasien könnte sogar eintreten: Aufgrund der zunehmend negativen demografischen Entwicklung ziehen immer weniger junge Menschen in die Landkreise Lüchow-Dannenberg und Uelzen. Und von denen haben oder nehmen viele ihren Arbeitsplatz in Hamburg, Hannover oder Braunschweig schon allein deshalb, weil man dort erheblich mehr verdient. Deren Wertschöpfung fände also nicht hier (...) statt. Kurzum: Sowohl eine A 39 als auch eine Y-Trasse wären in vielerlei Hinsicht kontraproduktiv für das Schutzgut Mensch, Natur und Tierwelt. Quelle: Allgemeine Zeitung